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Häufig gestellte Fragen zu «Reformen jetzt»

Arbeitet Reformen jetzt gegen Bischof Markus Büchel und gegen die Weltkirche?

Die Bewegung «Reformen jetzt» wird zuweilen mit dem Vorwurf konfrontiert, sie arbeite gegen die Weltkirche oder auch gegen Bischof Markus Büchel. Dieser Vorwurf ist deutlich zurückzuweisen, will die Bewegung doch die Kirche stärken und nicht spalten. Und sie nimmt ernst, was Bischof Markus Büchel im Bischofsbrief vom 15. September 2023 selber geschrieben und versprochen hat.

Der Brief im Original: 

Bischof Markus Büchel wendet sich in einem Brief an alle Mitarbeitenden, Freiwilligen und Ehrenamtlichen im Bistum St.Gallen: "So schmerzhaft es sein mag, wir müssen uns den Tatsachen stellen. Ich ganz persönlich muss zu den Fehlern stehen, die ich gemacht habe."

Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Seelsorge, liebe freiwillig und ehrenamtlich Engagierte

Jetzt liegt also die historische Vorstudie «zur Geschichte sexuellen Missbrauchs im Umfeld der römisch-katholischen Kirche in der Schweiz» vor. Die Ergebnisse werden viele erschrecken, ärgern, zornig und traurig machen. Bei manchen Menschen werden sie leider wohl auch schlimme
Erfahrungen in Erinnerung rufen. Viele werden sich von der Kirche abwenden oder sich diesen Schritt zumindest ernsthaft überlegen.

Mir ist sehr bewusst, dass durch jeden einzelnen Fall von sexuellem Missbrauch Menschen in ihrem Leben und Glauben verunsichert und teilweise aus der Bahn geworfen werden. Dennoch gibt es keine Alternative zur Wahrheit. So schmerzhaft es sein mag, wir müssen uns den Tatsachen stellen. Ich ganz persönlich muss zu den Fehlern stehen, die ich gemacht habe. Der Respekt vor den Opfern gebietet es, sich mit den Ergebnissen der Studie zu befassen und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Wir brauchen tatsächlich einen Perspektivenwechsel. Lange genug wurde ein falsch verstandenes Ansehen der Kirche in den Vordergrund gestellt. Täter und Täterinnen wurden geschützt, um den guten Ruf der Kirche zu wahren.

Ich muss, wir müssen miteinander lernen, die Menschen wahrzunehmen, die zu Opfern wurden, ihre Leiden zum Ausgangspunkt der Bestrebungen um Aufarbeitung und Genugtuung zu machen. Dafür ist es notwendig, die bittere Wahrheit anzuschauen – auch wenn das weh tut. „Es tut auch allen in unseren Gemeinden weh, die eigentlich unbeteiligt sind, aber die dennoch als Mitglieder der Kirche durch solche Taten mit in Haftung genommen werden“ (Bischof Joachim Wanke)

Ich kann gut verstehen, wenn jemand sich fragt: Was habe ich eigentlich damit zu tun? Ich bin doch kein Täter, keine Täterin… Das stimmt natürlich für viele Glaubende. Dennoch bleibt niemand, der oder die sich der Kirche verbunden fühlt, von den Nachrichten und Ereignissen unberührt. Unendlich viel Vertrauen ist verloren gegangen. Um dieses Vertrauen auch nur einigermassen wieder aufzubauen, muss der Perspektivenwechsel von Dauer sein und das gesamte Denken und Handeln der Kirche prägen. Dafür brauchen wir alle; das kann niemand alleine schaffen.

Deshalb haben wir Bischöfe zusammen mit den anderen Auftraggebern beschlossen, den Historikerinnen der Universität Zürich die vertiefte Studie über drei Jahre (2024 – 2026) in Auftrag zu geben. Des Weiteren sind wir entschlossen, in den Themen der Machtfragen, der Sexualmoral, des Priester- und Frauenbildes sowie der Ausbildung und der Personalauswahl konkrete Schritte zu unternehmen, die auch in der Studie eingefordert werden.

Unser aller Blick muss sensibel und wachsam werden, besonders für jene Menschen, die sich von der Kirche verletzt und im Stich gelassen fühlen. Noch nie in meinem Leben als Priester und Bischof habe ich mich so ohnmächtig und hilflos gefühlt wie in diesen Tagen. Ich stehe in der Verantwortung und kann mich nicht auf den Satz zurückziehen: Ich habe nichts gewusst. Ich gestehe Fehler ein, kann damit aber keine einzige Tat rückgängig machen.

Mehr denn je bin ich auf euch alle angewiesen. Ausdrücklich bitte ich alle, die auf den verschiedenen Ebenen der Kirche Mitverantwortung tragen, sich für die Aufklärung und den Perspektivenwechsel, für den Aufbau von Vertrauen einzusetzen. Ich danke allen, die Betroffene auf ihrem Weg begleiten. Ich selber bin bereit für Gespräche mit Betroffenen und mit euch.

Mein besonderer Dank gilt dem Fachgremium gegen sexuelle Übergriffe, das seit über 20 Jahren eine wichtige Arbeit leistet. Danke euch allen, die ihr mir auf dem Weg zur Umkehr helft und mitgeht. Die Studie hilft uns hinzuschauen und aufzudecken. Ich hoffe sehr, dass wir daraus vieles lernen und bessere Strukturen und Bedingungen schaffen werden.
 
Mit herzlichen Segenswünschen
Bischof Markus Büchel

Was hat «Reformen jetzt» mit den Fällen von sexuellem Missbrauch in der Katholischen Kirche Schweiz seit 1950 zu tun?

In der Pilotstudie zum sexuellen Missbrauch in der Katholischen Kirche seit 1950 wurde klar benannt, dass grundlegende Kultur- und Strukturmerkmale der Kirche (Stillschweigen, Klerikalismus, Homophobie, rigide Sexualmoral und Vertuschung) den sexuellen und anderen Machtmissbrauch begünstigt haben. Daher fordert «Reformen jetzt» einen Kultur- und Strukturwandel. Konkret werden fünf Punkte genannt: Machtfrage, Sexualmoral, Priesterbild, Gleichberechtigung und Ausbildungs- & Personalpolitik. Wenn diese Themen ernsthaft angegangen und verändert werden sollen, müssen wir den Worten auch Taten folgen lassen – sonst werden diese Forderungen zu Nebelkerzen.

Die konkreten Reformvorstösse von «Reformen jetzt» nehmen daher auf je ein oder zwei der obigen Punkte direkt Bezug. Der Reformvorstoss zur «Bischofswahl» greift den Aspekt der «Macht» und der «Personalpolitik» auf; der Vorstoss zu den «Kirchlichen Trauungen» zielt auf «Priesterbild» und «Gleichberechtigung»; der Vorstoss «Privatleben respektieren» thematisiert «Sexualmoral» und «Personalpolitik». Es werden weitere Vorstösse folgen, die den angestrebten Kultur- und Strukturwandel vorantreiben.

Die konkreten Reformvorstösse dienen dazu, unsere Kirche auf einen Struktur- und Kulturwandel einzuspuren, der die in der Katholischen Kirche strukturell bedingte Möglichkeit zu Machtmissbrauch (sexueller Missbrauch ist immer Machtmissbrauch) verhindern soll. Die Reformvorstösse haben genuin etwas mit der Möglichkeit zu Machtmissbrauch in unserer Kirche zu tun.

Weshalb kommen die Reformvorstösse von «Reformen jetzt» zum jetzigen Zeitpunkt?

Die Katholische Kirche der Schweiz VOR und NACH der Publikation der Pilotstudie ist nicht mehr dieselbe. Eine grosse Zahl von Menschen sind aus der Kirche ausgetreten. Gesamtgesellschaftlich muss man eher begründen, warum man noch in der Kirche bleibt und sich engagiert, statt umgekehrt. Wenn wir wirklich wieder Vertrauen gewinnen wollen, muss deutlich werden, dass es uns mit einem Kultur- und Strukturwandel ernst ist.

Nach der Publikation der Pilotstudie ist das Image der Katholischen Kirche in der Schweiz und v.a. ihrer Entscheidungsträger (Bischöfe) an einem Tiefpunkt angelangt. Wenn in den nächsten drei Jahren keine erfolgreichen Reformen vorgewiesen werden können, wird der Schaden beim Erscheinen der nun in Auftrag gegebenen Abschlussstudie zum sexuellen Missbrauch noch viel grösser sein. 

Wer steht hinter der Bewegung «Reformen jetzt»?

«Reformen jetzt» wurde im Auftrag von rund 30 kirchlichen Mitarbeitenden des Dekanats St.Gallen gegründet, die das Inserat «So nicht!» initiiert hatten.

«Reformen jetzt» arbeitet heute im Auftrag der LOS-Versammlung, die aus Priestern, Seelsorgenden, Sozial- und Jugendarbeitenden der Katholischen Kirche im Lebensraum St.Gallen besteht.

Auch weiss sich «Reformen jetzt» von Tausenden Menschen getragen, die ihre Anliegen auf dieser Website unterschrieben haben.

Weshalb gibt es bei «Reformen jetzt» das Ressort «Spiritualität»?

Übergang und Wandel wollen spirituell begleitet sein, das ist katholische Tradition. So wird der Reformprozess mit spirituellen Gefässen unterstützt, in denen wir uns mit Gott verbinden, um Inspiration bitten und Gemeinschaft feiern.

Weshalb gibt es bei «Reformen jetzt» das Ressort «Protest»?

In vielen Gesprächen, die Mitglieder der Steuerungsgruppe in den letzten Wochen geführt haben, war ein riesiger Frust über die aktuelle kirchliche Situation spürbar. Dieser Frust soll konstruktiv genutzt werden, um die Unzufriedenheit vieler Katholikinnen und Katholiken auszudrücken und den akuten Bedarf an Veränderungen bewusst zu machen.

Die Pilotstudie hat deutlich gemacht, dass ohne permanenten Druck von der Basis und von ausserhalb der Kirche keine Änderungen «im System» geschehen. Hinter den Opfern des sexuellen Missbrauchs liegen Jahre des Kampfes um Gehör und Anerkennung. Diese Erfahrung machen auch kirchliche Mitarbeitende, die Probleme an verschiedenen Punkten orten und sich nicht gehört fühlen. Daher braucht es das Ressort «Protest», um den Reformbedarf wach zu halten.

Und: das System lässt in der Meinung vieler kritischer Menschen augenscheinlich nur den Kirchenaustritt als Ausdruck des Protests zu. Wir zeigen mit dem Ressort «Protest» ganz bewusst noch eine weitere Möglichkeit auf, Druck auszuüben und eine kritische Meinung hörbar zu machen. Es braucht nicht nur den inneren Druck, sondern eben auch den Druck von aussen, damit die Kirchenleitung sich bewegt.

Die Reformvorstösse von «Reformen jetzt» werden als «konstruktiv und machbar» bezeichnet. Was bedeutet das?

Die Reformvorstösse greifen zunächst viele bereits positive Entwicklungen im Bistum St.Gallen auf, wollen diese aber auch fixieren und vor Rückschritten schützen und zugleich weiterführen. Dafür arbeiten wir mit Personen zusammen, die die Situation im Bistum St.Gallen gut kennen, und lassen uns zudem von Fachpersonen aus dem Kirchenrecht beraten.
 
Die Reformvorstösse sind zeitnah umsetzbar und benötigen praktisch nur Mut und Entschlossenheit.

Die Reformvorstösse reizen das momentan geltende Kirchenrecht zwar aus, bewegen sich aber noch im Rahmen des Machbaren, d.h. sie provozieren keine Kirchenspaltung. Vielmehr wollen sie die bereits vor 40 Jahren eingeschlagene Richtung der Deutschschweizer Bistümer fortführen (Predigtrecht für Laien in der Eucharistiefeier, Leitungsdienste für Laien, etc.) und ausbauen. Daher sind viele Reformvorstösse auch prinzipiell zusammen mit dem Bistum Basel und dem Bistum Chur denkbar.

Weshalb sind die Reformvorstösse von «Reformen jetzt» für die Katholische Kirche St.Gallen eine Chance?

Die Reformvorstösse zeigen, dass Änderungen in Kultur und Struktur der Katholischen Kirche möglich sind, ohne einen grossen Bruch mit der Weltkirche herbeizureden oder auf das nächste Konzil, bzw. eine päpstliche Entscheidung zu warten.

Die Reformvorstösse zeigen, dass das Bistum St. Gallen «Kirche» anders ist und sein kann, als in den Medien dargestellt und in den Köpfen vieler Menschen verankert ist.

Die Reformvorstösse zeigen, dass Kirche sehr wohl reformfähig ist, wenn man innerhalb der Kirche aufeinander hört, Erfahrungen ernst nimmt und sich wertschätzt. 

Wie unterscheidet sich «Reformen jetzt» von anderen Reformbewegungen und was verbindet sie?

«Reformen jetzt» ist keine Krawallbewegung, sondern pragmatisch ausgerichtet. Ein Alleinstellungsmerkmal sind die Reformvorstösse, denn sie sind konkret, kleinteilig, umsetzbar, lokal und werden im Idealfall in enger Zusammenarbeit mit der Bistumsleistung bzw. anderen Gremien umgesetzt.

«Reformen jetzt» unterstützt grundsätzlich alle Forderungen und Verpflichtungen, die bereits auf nationaler Ebene seit Erscheinen der Pilotstudie zum sexuellen Missbrauch in der Katholischen Kirche geäussert wurden.

Gute Ideen und Visionen für die Zukunft liefern viele reformkatholische Bewegungen, z.B. die Allianz Gleichwürdig Katholisch. So wie sie wünscht sich «Reformen jetzt», dass die Schweizer Bischöfe in Rom hartnäckig Spielraum für die Gestaltung neuer Strukturen in der Ortskirche einfordern: mehr Rechte für Frauen in der Kirche, mehr Mitbestimmung der Kirchenbasis, mehr Anerkennung für sexuelle Minderheiten. 

Wie kann «Reformen jetzt» unterstützt werden?

Bitte unterschreiben Sie auf der Seite «Unterstützen» die allgemeinen Forderungen.
 
Unterzeichnen Sie die einzelnen Reformvorstösse und geben Sie ihnen dadurch ein grösseres Gewicht.

Reichen Sie uns Ideen für weitere Vorstösse ein. Nehmen Sie dafür mit Ann-Katrin Gässlein Kontakt auf.

Wenn Sie selbst aktiv mitarbeiten wollen, melden Sie sich via office@reformenjetzt.ch
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